Lehrkräftebildung: Komplexität erleben Stabilität gewinnen Haltung zeigen

55. Seminartag – Heidelberg

Heft 1/2022

Thementeil

  • Heinz Hinz | Auf dem Weg zu einem neuen Kongressformat – Design of Learning in der „KreativZone“
  • Wolfgang Looss | Turbulenzen, Veränderungen, Ungewissheiten – über das Zurechtkommen in einer „Durcheinander-Welt“
  • Olaf-Axel Burow | Bildung 2030 – Sieben Trends, die die Schule revolutionieren
  • Britta Klopsch/Anne Sliwka | Von der Ko-Existenz zur Ko-Konstruktion: Kooperative Professionalität unter Lehrkräften
  • Heiko Roehl | Komplexe Rollen meistern

 Forschung

  • Leroy Großmann/Dirk Krüger | Biologieunterricht erfolgreich planen – ein Kriterienraster zum Schreiben von Unterrichtsentwürfen

Magazin

  • Bernhard Seelhorst | Lehrkräfteausbildung im Umfeld von PISA & Co – einige Anmerkungen mit Blick auf den Vorbereitungsdienst
  • Mathias Eiberger/Martina Kraut | Zur Rolle des Faches Pädagogik im Schulpraxissemester in Baden-Württemberg
  • Daniela Worek/Heidelies Bierbach-Müller | Coronabedingte Schulschließungen – eine Chance für überfällige Innovationen?

Medien

  • Digitales Lehren und Lernen
  • Shared und Mutual Beliefs in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung

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Heiko Roehl

Komplexe Rollen meistern

Anmerkungen zur Rollenkompetenz in unübersichtlichen Zeiten

Seit Jahrzehnten sind die besorgten Kassandrarufe aus der Wissenschaft allgegenwärtig: Unsere Welt soll unübersichtlicher werden, komplexer und für die Einzelnen immer weniger vorhersehbar. Die transdisziplinäre Disziplin der strategischen Vorausschau („Strategic Foresight“) hat dafür bereits vor 2 Jahrzehnten das Akronym VUKA erfunden. Es steht für die Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität unserer neuen Zeit. Ein gutes Beispiel für diese ungehörten Warnrufe sind die erfolglosen Versuche, die bereits seit den 70er Jahren von Experten entwickelten Szenarien globaler Pandemien, die sich mit den global vernetzten Personen- und Warenströmen ergeben könnten, in angemessene Präventionsstrategien zu übersetzen.
Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, globale Vernetzung und andere Entwicklungen haben unsere Gesellschaften verändert, und sie verändern sich in zunehmendem Maße in einem rasanten technologie- und ökonomiegetriebenen Wettbewerb. Inzwischen sind viele der Zukunftsszenarien längst im Alltag angekommen. Und wir spüren die steigende Komplexität allerorten. Nicht nur hat sich die Halbwertszeit
des Wissens in vielen Disziplinen drastisch verringert (Wissen wird also immer schneller entwertet), es wird auch immer aufwändiger für die Einzelnen, sich überhaupt noch auszukennen. Im Rückblick wird die Überforderung der Menschen wohl das konstituierende Merkmal der Gesellschaften des 21. Jahrhunderts sein.

Britta Klopsch/Anne Sliwka

Kooperative Professionalität unter Lehrkräften

Von der Ko-Existenz zur Ko-Konstruktion

Die Zielstellung des Bildungssystems, jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin bestmöglich zu fördern und zu fordern, so dass er oder sie das individuelle Potenzial gänzlich ausschöpfen kann, ist eine komplexe Aufgabe, die eine einzelne Lehrkraft kaum alleine bewältigen kann.
Die Gestaltung von lernwirksamen Lehr-Lern-Prozessen darf deshalb nicht mehr in der Verantwortung der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer liegen, sondern muss als anspruchsvolle Gemeinschaftsaufgabe angesehen werden, die gemeinsam effektiv bewältigt werden kann (Hargreaves & O’Connor 2018; Datnow & Park 2019). Unterschiedliche empirische Studien unterstreichen dies, indem sie zeigen, dass Lehrkräfte, die Unterricht und Schule zu einem gemeinsamen Themenfeld machen und sich dabei selbst als Lernende begreifen, Effekte auf allen Ebenen der Schulentwicklung erzielen.
Im Artikel wird zunächst der Begriff der Kooperation geschärft, der international keiner eindeutigen Definition unterliegt (Kelchtermans 2006). Es wird aufgezeigt, welche Effekte eine gelingende Zusammenarbeit von Lehrkräften haben kann und wie das Schulsystem Einfluss darauf nimmt. Im dritten Kapitel beschreiben wir die kooperative Professionalität als Ausprägungsform professionellen Handelns zum Wohle aller schulischen Beteiligten. Drei internationale Beispiele, die kooperative Professionalität zu leben, verdeutlichen im Anschluss daran, wie unterschiedlich auf Schulsystemebene, Schulebene und Unterrichtsebene gearbeitet werden kann, um in der Gemeinschaft Schülerlernen gezielt zu unterstützen.

Wolfgang Looss

Turbulenzen, Veränderungen, Ungewissheiten

- über das Zurechtkommen in einer „Durcheinander-Welt“

Ganz gleich, welche Formulierung im Einzelfall gewählt wird, es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Welt – wie schon so oft in der Geschichte – einmal mehr in Unordnung geraten ist, Umbrüche und Unwägbarkeiten mehr als üblich erlebt werden. Deswegen scheint es vernünftig, sich erneut darüber auszutauschen, welche Beschreibungen helfen können, wie Orientierung (wieder) entsteht und welche Kompetenzen aussichtsreich sind, damit nun nicht auch noch Personen in Verwirrung
geraten und ihre Urteilskraft oder gar ihre Handlungsfähigkeit verlieren.
Dies gilt insbesondere für die Adressatinnen und Adressaten der Lehrkräfteausbildung, die ja im späteren Berufshandeln zu beobachteten Rollenmodellen für Schülerinnen und Schüler werden und damit deren Umgang mit der sprichwörtlichen „neuen Unübersichtlichkeit“ entscheidend prägen. <weiter lesen in unserer Zeitschrift SEMINAR, Ausgabe 01/2022>

Olaf-Axel Burow

Bildung 2030

Sieben Trends, die die Schule revolutionieren

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